Die Geschichte der Bergbrüderschaft Geyer e.V. (von Horst Müller)

 

Die Bergbrüderschaft Geyer zeigt in ihrer historischen Entwicklung ein Spiegelbild der jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse. Das erste Mal findet im Jahre 1467 eine Knappschaft Erwähnung. 1467 war das Jahr der Stadtrechtsverleihung der Bergstadt Geyer. Herzog Georg, auch bekannt als Georg der Bärtige, damaliger Landesherr in der Mark Meißen und Gründer der Bergstädte Annaberg und Marienberg, verbot dieser Knappschaft im Jahre 1502 das Abhalten von „Vergastereien“ und 1507 sogar die freie Wahl eines Bergmeisters. Mit dem Rückgang des Bergbaus in dem Gebiet um Geyer ist diese erste Knappschaft wieder eingegangen.

 

Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgte im Revier ein erneuter Aufschwung des Bergbaus und es fanden sich auch wieder Bergleute zu einer Knappenvereinigung zusammen. Zuerst wurde 1531 eine Bruderschaft der Schmelzer und dann 1536 eine Bruderschaft der Hauer ins Leben gerufen. Beide Brüderschaften vereinigten sich im Jahre 1564. Das Hauptanliegen dieser Bruderschaft war, den noch nicht organisierten Bergleuten und natürlich in erster Linie ihren Mitgliedern durch gegenseitige Hilfe und Unterstützung bei Notfällen eine materielle Basis zu geben. Unterstützt wurden auch die Hinterbliebenen tödlich verunglückter Bergleute, Kranke, Berginvaliden und Waisen. Doch bald erweiterte sich das Spektrum dieser Brüderschaften, sie wurden zu einer Kampforganisation gegen Willkür und Ausbeutung durch die Bergherren. Der Dreißigjährige Krieg, der auch über das Erzgebirge und dessen Bevölkerung viel Leid und Elend brachte, muss auch dieser zweiten Geyerschen Brüderschaft ein Ende gesetzt haben.

 

Doch bereits am 1. Mai 1652 findet erneut eine Wiedergründung der “Löblichen Bruderschaft zu Geyer“ statt, welche die Satzung der zweiten Bruderschaft voll übernommen hat. Aber auch dieser Bruderschaft war wiederum kein dauerhaftes Leben beschieden, so wie es den Brüderschaften in den anderen Bergorten des Erzgebirges erging. Mit dem Rückgang des Bergbaus in Geyer und vor allem nach dem großen Bingenbruch von 1803, hielten nur noch wenige Bergleute die alten Traditionen aufrecht.

 

1839 bildete sich wieder eine Knappschaft, welche sich 1876 in einen Bergmannsverein umwandelte. Dieser musste sich aber im Jahre 1934 unter dem Druck der faschistischen Machthaber wieder auflösen.

 

Auf Vorschlag einiger Heimatfreunde aus Geyer kam es dann am 5. November 1967 zur Wiedergründung einer Bergbrüderschaft. Die Tätigkeit dieser Brüderschaft erstreckte sich von der Pflege und Erhaltung alter bergmännischer Traditionen und bergmännischem Brauchtums, über Erforschung der Bergbaugeschichte der Stadt bis zur Öffentlichkeitsarbeit mit Vorträgen. Ein wichtiger Bestandteil der Freizeitarbeit ist die Teilnahme an Bergaufzügen, zu denen Uniformen getragen werden, deren Vorbilder historischen Ursprung haben und die in Geyer getragen wurden. In der Bergbrüderschaft Geyer gibt es mehrere Gruppierungen, welche sich mit ihrem speziellen Uniformen bei Bergaufzügen zeigen, es sind die Träger der Bergstandarte, eine Gruppe Bergoffizianten mit Obersteiger und Steiger, eine Fahnengruppe mit dem Fahnensteiger, eine Häuergruppe, eine Gruppe Vitriolarbeiter mit einem Vitriolsiedemeister an ihrer Spitze (in Geyer wurde 1581 das erste Vitriolwerk Sachsens erbaut), eine Gruppe Handwerker, eine Gruppe Klaubefrauen und eine Gruppe Schlägelknappen (Erzzerkleinerer). Die letztgenannte Gruppe, welche ausschließlich aus Kindern besteht, soll bei Bergaufzügen mahnend an die im damaligen Bergbau üblich gewesene Kinderarbeit erinnern.

Innerhalb der Bergbrüderschaft Geyer gibt es die Arbeitsgruppen Stadt- und Bergbaugeschichte, Mineralogie/Geologie, Altbergbau, Frauengruppe und die Jungen Bergbrüder. Nach den jüngsten Aufnahmen weiterer begeisterter Interessenten zählt die Bergbrüderschaft Geyer momentan ca. 50 Mitglieder, wobei sich ebenso die Anzahl der Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und siebzehn Jahren auf 16 erhöht hat. Mitglied in der Bergbrüderschaft kann wie in fast allen Vereinen des Landesverbandes, jeder Bürger werden, der Interesse an der Vereinsarbeit zeigt, die Satzung anerkennt und vor allem Liebe zur erzgebirgischen Heimat besitzt.